Lass doch das Lied, das Maria uns lehrte, Brücke der Freude sein, die uns zu dir führt
Bereits in der Spätantike befand sich auf dem heutigen Stadtgebiet von Stein am Rhein eine römische Grenzfestung, die eine Rheinbrücke kontrollierte. 1007 wird die Stadt erstmals in einer Urkunde erwähnt. Der Deutsche Kaiser Heinrich II erlaubte den Mönchen des Klosters St. Georgen die Verlegung ihres Klosters an den Rhein. Stein am Rhein wird Handelsstadt, Fischer und Bauern lebten bereits hier. In der Umgebung befanden sich weitere Klöster und Wallfahrtsorte. Weltlicher Arm zur Durchsetzung der Gerichtsbarkeit waren ab dem 12. Jahrhundert die Herren von Hohenklingen mit ihrer markanten Burg über der Stadt. Im GLORIA 2014/2 kann man lesen, dass sich zwei wunderbare Weihnachtsszenen in der Stadt finden. Eine in der Stadtkirche (ehemals Benediktiner Kloster St. Georgen), wo sich über der Grabnische die adligen Herren von Hohenklingen verewigt haben als heilige drei Könige. Die andere Darstellung (Geburt Christi und Epiphanie nach der Vision der hl. Brigitta) findet sich in der Kirche St. Johann Burg (ältestes urkundlich nachweisbares Gotteshaus im Kanton Schaffhausen). Als Exklave sei man hier gewohnt verschiedene Kulturen zu verstehen und miteinander zu leben. In der Reformation hat Stein am Rhein, damals unter Zürcher Herrschaft, die neue Religion rasch angenommen. Die ganze Umgebung ist katholisch geblieben. Mit Eröffnung des Museums «Krippenwelt» im Oktober 2011 sind die Krippen in die Stadt zurückgekehrt. Stein am Rhein war auch Rastort der Pilger auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela.
Der Gottesdienst
Es war eine stattliche Zahl moderner Pilger, die am Samstag, 17. September 2016, angeführt von der Fahne der Schweizerischen Vereinigung der Krippenfreunde und zusammen mit den Tirolern und Bayerischen Fahnen, zum ökomenischen Gottesdienst in die Stadtkirche einzogen. «Auch im Herbst kann es weihnachtlich zu- und hergehen» begrüsste die reformierte Pfarrerin Johanna Tramer die Krippenwallfahrer. Texten und Bildern, die eigentlich im Advent und an Weihnachten ihren Platz haben, würden wir im Gottesdienst begegnen. So sangen wir den Lobgesang für Maria, das Magnificat, und beteten es im Wechsel Männer und Frauen. Umrahmt wurden Betrachtungen und Fürbitten vom Weihnachtslied «Gott aus Gott und Licht aus Licht» sowie Orgelspiel. Weihnachtlich war auch die Lesung aus dem Matthäusevangelium. In Vers 2.1–12 sind die Könige auf der Suche nach dem Jesuskind unterwegs. Auch auf dem Wandbild in der Kirche sind sie unterwegs und mit ihnen auch die Stifter des Bildes, die Vertreter des Hauses Hohenklingen samt Gattinnen. Diese stellten sich genauso gross wie Mutter, Kind und Könige dar. Machterhalt war Zweck der Darstellung im Gegensatz zu den Königen, die einfach überwältigt waren vor Freude als sie das Kind fanden. «Darum zieht es uns an die Krippe und darum bringen wir uns selbst mit und lassen uns verändern.» In Versen 13–15, die Alfred Hartl las, ist Flucht das Thema. Er zeigte uns dazu eine Krippe aus dem Museum, die Christi Geburt auf einem Sklavenschiff darstellt. Dabei dachte er auch an die Flüchtlingsboote auf dem Mittelmeer. Für Alfred Hartl war es eine grosse Freude, dass wir nach Stein am Rhein gekommen sind und wir alle zusammen Gottesdienst feierten. Unser Einsatz für den Erhalt der Krippe in der Familie sei gerade heute wichtig, sie gäbe dem Leben Sinn und Halt. Er rief uns auf, die Herzen zu öffnen und durch unsere Liebe zur Krippe den Menschen eine Botschaft zu hinterlassen.
Grussworte und Ankündigung des nächsten Wallfahrtsortes
Nun war für den Präsidenten der Schweizerischen Krippenfreunde die Zeit gekommen zu danken, der Pfarrerin Johanna Tramer und Alfred Hartl für die Gestaltung des Gottesdienstes, der Organistin Susanne Reinhardt-Klotz für die Orgelbegleitung, allen Helferinnen und Helfern, der Stadt Stein am Rhein und allen Beteiligten. Herzlich begrüsste er alle Krippenfreundinnen und Krippenfreunde aus Deutschland von Bayern, Rheinland und Westfalen, aus Österreich von Tirol und Oberösterreich, aus dem Südtirol, aus dem Fürstentum Liechtenstein und unsere Mitglieder aus der Schweiz. Er hoffte, dass alle einen unvergesslichen Tag verleben, Gelegenheit zu freundschaftlichen Kontakten haben und wieder gut nach Hause kommen. – Auch Anni Jaglitsch begrüsste alle herzlich zur 13. Wallfahrt, dankte den Schweizer Krippenfreunden für die Einladung «um uns zu treffen, ins Gespräch zu kommen und sich zu begegnen.» Sie meinte, so ein ökumenischer Gottesdienst sei für viele doch noch nicht so selbstverständlich und verkündete dann den Ort der nächsten Wallfahrt. Diese findet in Salzburg statt am 16. September 2017 in St. Leonhard bei Gröding. Im Namen der Salzburger Krippenfreunde ladet sie alle ganz, ganz herzlich ein. Allen wünschte sie noch einen schönen Tag. – Mit dem Segen wurde der Gottesdienst beschlossen und ein letztes Orgelspiel leitete über zum gemütlichen Teil der Wallfahrt, zum Mittagessen, zu Begegnungen und Gesprächen bevor am Nachmittag die Museen besucht und die Stadt besichtigt wurden. Einer der Treffpunkte war natürlich die «KrippenWelt» mit ihrer Ausstellung von Krippen aus aller Welt.
Eugenia Bolli